Humpert & Kösel-Humpert

Freie Architekten und Stadtplaner

Wohngebiet „Menzbünd“, Rheinau

Wettbewerb:
Ausloberin:
Projektgruppe:

Platzierung:

05/2002
Stadt Rheinau
Patrick Humpert, Barbara Bald

3. Preis

Erst der Anzug, dann der Mensch

Flächen werden ausgewiesen, auf denen ein „Stück Stadt“ entstehen soll. Die Planer sind aufgefordert diese Flächen möglichst effizient zu füllen. Das sind leider in der Regel unsere Verfahrensvorgaben. Diese führen oft zu absurden Ergebnissen, die später nicht mehr zu erklären sind. Wir sind der Meinung man sollte erst einen „anständigen“, den inneren und äußeren Gegebenheiten entsprechenden Stadtteil entwickeln und diesem dann die Flächen im Flächennutzungsplan und den Geltungsbereich als „Maßanzug“ anpassen.

Erschließung:
Ein neuer Kreisverkehr an der Bundesstraße bildet die Haupterschließung in die „Mitte“ des neuen Siedlungsfeldes. Dieser hat neben seiner erschließenden Funktion auch eine bremsende Funktion vor dem Ortseingang. Die gebietsinterne Erschließung leistet der verlängerte Weberweg als Rücken einer Kammstruktur. Die „Zähne“ des Kamms sind Anliegerstraßen, als Spielstraßen ausgebildet. Für Müllfahrzeuge und weitere Fahrzeuge, die im Straßenraum nicht wenden können, sind jeweils zwei dieser Straßen mit schmalen befahrbaren Wegen verbunden. Wir schlagen eine Mischfläche für Fußgänger, fahrenden und ruhenden Verkehr vor. Eine einfache Pflasterrinne kann die Bereiche zwischen fahrendem, ruhendem und Fußgängerverkehr organisieren. Für die notwendige Parkierung im öffentlichen Raum sollten Rasenpflasterflächen hergestellt werden.

Lärmschutz:
Der Verkehr wird durch den Kreisverkehr gebremst und beruhigt. Auf dem vom Straßenbauamt geforderten Freihalteabstand von 20 m kann eine schollenartige, vielschichtige Hügellandschaft entstehen. Der Aushub des wachsenden Baugebiets könnte hier eingebaut werden.

Bebauung :
Das Baufeld kann in mehreren Bauabschnitten von Westen nach Ost entwickelt werden. Jeweils zwei Straßenzüge bilden als ein in sich geschlossenes Verkehrssystem einen Bauabschnitt.
In den Bauabschnitten 1+2 öffnet sich die Bebauungsstruktur nach Norden in die Rheinauen, der 3. Bauabschnitt öffnet sich nach Osten in die Landschaft. Diese Abschnitte können flexibel vom Einzelhaus bis zum Reihenhaus alle Bauformen je nach Nachfrage aufnehmen. Mittels Baulinien und den unterschiedlich langen Baukörpern entstehen differenzierte Straßenräume mit Aufweitungen und Einschnürungen, wie sie besonders in dörflichen Strukturen anzutreffen sind. Zulässige Wandhöhen im Traufbereich zwischen 6 und 7 Metern sind für die Raumbildung notwendig und ermöglichen den Bau von wirtschaftlichen Gebäuden.
Die Oberflächenentwässerung wird über gemeinsame Gräben offen durch die Gärten in die bestehenden Wassergräben eingeleitet.
Südlich des Weberwegs ist ein Streifen für alternative Bauformen vorgesehen. Hier können verschiedene Bauformen entstehen, Dachneigung und Form sollten nicht vorgeschrieben werden. Hier könnten wir uns partiell Wandhöhen bis zu 9 m vorstellen.
Im Grünzug zwischen den Baugebieten könnte in zentraler Lage der Kindergarten stehen.

Grün:
Prägendes Element ist der um das Biotop und den Wassergraben gelegene Grünzug, der sich nach Norden zur Landschaft hin öffnet und gleichzeitig diese in das Wohngebiet hinein zieht. Er ist durch seine Größe und Lage ein geeigneter Platz für Spielplätze und den Kindergarten und gliedert die Bauabschnitte 1, 2 und 3. Besonders der nord-östliche Bereich bietet sich ideal für notwendiges aber auch lärmintensiveres Spiel an. Er ist für Kinder gefahrlos zu erreichen, und doch soweit von Wohnbebauung entfernt, dass diese nicht beeinträchtigt wird. Ein ehemaliger Weg entlang des Grabens im Norden soll wieder entstehen. Er stellt eine schöne Fußwegeverbindung in die Rheinauen dar. Die Baumreihe entlang der Bundesstraße bildet die neue Adresse am Ortseingang. Die dahinterliegende Hügellandschaft wird durch akzentuierte Bepflanzung in ihrer Mehrschichtigkeit betont.