Humpert & Kösel-Humpert

Freie Architekten und Stadtplaner

Umgestaltung Neckar-Uferpromenade, Heidelberg

Wettbewerb:
Ausloberin:
Projektgruppe:
Freianlagen:

Platzierung:

11/2008
Stadt Heidelberg
Patrick Humpert
Freiraum AG Martin Böhringer, Jochen Dittus

2. Phase, Engere Wahl

Die Neckar-Uferpromenade Heidelberg – Stadtterrassen und Fenster zum Fluss

Die neue Neckar-Uferpromenade ist Weg und Ort, ist Linie und Fläche, spannt sich als starkes Band zwischen dem Platz am Karlstor und dem Bismarckplatz auf und fasst so die heterogenen Plätze in einer spannenden Sequenz zusammen.
Die neue Neckar Uferpromenade definiert sich durch das Neckarufer, die Ufermauern, einerseits und durch die historische Stadtkante andererseits – die alte und neue Stadtgeschichte werden wieder in einer Selbstverständlichkeit als Ganzes zusammengeführt und bleiben trotzdem ablesbar.
Die Straßen der Altstadt öffnen sich Fenstern gleich zu den neuen Neckarterrassen und verbinden diese mit der Innenstadt. Die Schnittstellen der Straßen und Gassen mit der Neckar- Uferpromenade werden besonders herausgearbeitet.
Über Sitzstufen, Stege und Holzdecks, Balkone, die teilweise über den Mauerkopf auskragen, werden neue Erlebnis- und Aufenthaltsqualitäten am Neckar geschaffen. Der vorhandene Baumbestand, die neuen Silberlinden und Zierkirschen bilden grüne Sequenzen und Rhythmen entlang der Promenade.
Als Materialien werden für die Neckaruferpromenade im Kontext mit der historischen Innenstadt für Beläge Großpflaster aus rotgrauem Granit, ca.16cm x 20cm, die Oberflächen gestockt, für Plattenbeläge, Treppen und Mauern Buntsandstein, gesägte Oberfläche, vorgeschlagen.
Die einzelnen Plätze erhalten im Bereich des Bodenbelages eine zusätzliche individuelle Betonung durch die Einstreuung von prägenden Pflastersteinen aus z.B. dunkelgrauem Granit, Basalt, oder Diabas belegt in Punkten und Linien.
Unterschiedliche Platten- und Pflasterbeläge aus Buntsandstein betonen einzelne Schwer- punkte und Flächen besonderer Nutzung auf den Platzflächen. Der durchgehende Gestalt- und Materialkanon bezieht auch die Geländer, Rampen und Stege aus Stahl/Holz, die Kleinarchitekturen und die Beleuchtung mit ein. Farben und Materialien nehmen Bezug zur historischen Substanz, zur Farbigkeit der Umgebung und interpretieren sie durch eine zeitgemäße Formensprache neu. So entsteht ein Dialog zwischen Alt und Neu.
Einbauten für Information, Verzehr und Verkauf, sind als widererkennbare Module gedacht, die eine Vielfalt in der Einheit darstellen. Wie Laternen begleiten sie den Weg und bereichern bei Dunkelheit, die Promenade.
Kleinarchitektur – Kioske, nachts wie Laternen leuchten

Die Platzsequenzen am Fluss:
Der Platz am Karlstor bildet an der Schnittstelle Neckartal / Odenwald und der Stadt Heidelberg das Entree. Ein großzügiger Stadtplatz mit hohem Grünanteil fasst in klarer, zurückhaltender Gestik die heterogenen Nutzungen zusammen – S-Bahnhof, Kulturzentrum Karlstor, das historische Stadttor von 1781 mit neuer Verbindung zur Hauptstraße und Innenstadt und die historische Schleusenanlage von Paul Bonatz mit dem Fußgängersteg. Der Platz mit einheitlicher Materialqualität ist Auftakt für die Neckar-Uferpromenade und in die Innenstadt. Beide Stadtzugänge werden neu definiert und stehen gleichberechtigt nebeneinander.
Das „Flusserlebnis“ wird durch die Technik der Schleusenanlagen akzentuiert.
Der Neckarmünzplatz – Busterminal und Stadtfoyer – wird im wesentlichen in seiner Gestalt beibehalten. Durch die Neugestaltung der Neckar-Uferpromenade wird das Stadtfoyer direkt an den Fluss geführt. Ein neues Cafe sowie neue Sitzmöglichkeiten vor den Museumsarkaden verbessern die Aufenthalts- und Verweilqualitäten. Hier beginnt der neue Neckaruferweg auf Wasserhöhe, die untere Promenade.
Die Alte Brücke wird als historisches Ensemble respektvoll behandelt. Der kraftvolle Sockel mit der Mauer bleibt erhalten. Eine neue große Freitreppe als funktionales Element und Aufenthaltsort verbindet beide Ebenen, ohne das historische Bild zu beeinträchtigen, unter Beibehaltung des Genius loci – die starke Mauersituation und Turmbrücke werden durch ein klar ablesbares Element ergänzt. Die unteren Ebenen werden in Stufen angehoben.
Ein Holzdeck für die Solarboote verbindet die Stadt direkt mit dem Fluss. Die Erlebnisqualität dieses Platzes erschließt sich beim Begehen – an höchster Stelle Stadtterrasse und Balkon und der Zugang zur Brücke, beim Hinabschreiten der großen Treppe ändert sich die Perspektive auf Stadt und Brücke.
Der Historische Marstall und der Krahnenplatz bilden den Ort, wo der Neckar einst bis an die Gebäude heranreichte. An der Engstelle wird die Neckar Ufer Promenade durch variabel bespielbare schwimmende Terrassen, Flöße und Gärten, ergänzt. Verbindende Stege führen von Ebene zu Ebene direkt über das Wasser und erlauben eine intensive Beziehung zum Wasser und neue Ausblicke auf die Stadt. Am Marstall öffnet sich die Mensa mit einer neuen Holzterrasse zum Neckar. Der Krahnenplatz erhält mit dem Forum ‚Alter Hafen’ eine neuen Schwerpunkt und Identität.
Die Stadthalle und Jubiläumsplatz orientieren sich neu zum Neckar. Als repräsentative Park- und Platzfläche wird der Jubiläumsplatz der Stadthalle vorgelagert. Spielterrassen und Platzflächen mit einem Fontänenbrunnen stellt einen direkten Bezug zum Neckar her. Die Baumreihen entlang des Neckarufers bilden einen grünen Filter zum Fluss. Die gesamte Platzfläche nimmt Bezug zur historischen Stadtkante und bezieht so auch die untere Neckarstraße mit ein. Cafe/Info und Sitzstufen stellen völlig neue Aufenthaltsqualitäten her.
Im weiteren Verlauf bilden die Neckarstaden eine obere und eine untere Promenade. Neue Gebäude, Kiosk und Fahrkartenverkauf für die Fahrgastschiffe fügen sich zurück -haltend ein. Die Sofienstraße und die Bismarckstraße umfassen den Bismarckplatz auf zwei Seiten. Trotz des Verkehrs entsteht eine innerstädtische Grünanlage mit Aufenthalts- und Verweilqualitäten. In Verbindung mit der Theodor-Heuss-Brücke bildet der Bismarckplatz das Tor zum Neckar. Gleichzeitig markieren Tunnelbauwerk und Brückenhaus das Ende der Neckaruferpromenade und stellen eine neue Torsituation dar. Des Nachts ist das Brückenhaus ein beleuchteter Kubus, der über die Wasserfläche ausstrahlt.