Humpert & Kösel-Humpert

Freie Architekten und Stadtplaner

Wohngebiet Limespark, Öhringen

Wettbewerb:
Ausloberin:
Projektgruppe:
Freianlagen:

Platzierung:

07/2020
Stadt Öhringen
Antje Fuhrmanski, Monika Lukic, Patrick Humpert, Jürgen Pfaff
mit faktorgrün, Stuttgart

2. Rundgang

LEITIDEE:
Ein Stadtteil mit guten Nachbarschaften,
Naherholungsangeboten und Landschaftsbezügen.
Ein Stadtteil zum Wohlfühlen.
Ein neues Zuhause.


Der Planung zugrunde liegt folgende Leitidee:
Das zukünftige Baugebiet soll ein Stadtteil mit hoher Wohnqualität und Wiedererkennungswert werden. Mit einem starken Ortscharakter durch prägende Stadt- und Freiräume, einer gemeinsamen Mitte. Mit einer sehr guten An- und Einbindung des Bestands an die neuen Strukturen. Ein Stadtteil für ALLE: Familien, Kinder, Rentner, Singles, junge und alte Menschen, Menschen mit unterschiedlichen Einkommensverhältnissen. Die schöne Landschaft soll allen Bewohnern auf kurzem Wege zugänglich sein.
Es soll eine Verknüpfung der Grünräume auch über die BAB hinweg in die offene Landschaft entstehen, die sowohl den neuen und alten Bewohnern, als auch der Fauna dient.
Durch eine klare, ökonomische Erschließung und die Vermeidung von Durchgangsverkehr stört der motorisierte Verkehr die Wohn- und Aufenthaltsqualität nicht. Spielstraßen und Quartiersplätze unterstützen als Treffpunkte die Nachbarschaftspflege. Die neu entstehenden Baufelder müssen eine flexible, bedarfsorientierte Belegung vom Einfamilienhaus bis zum Geschosswohnungsbau zulassen. Möglichst viele Wohnlagen sollen Bezüge zu internen Grünräumen oder zur offenen Landschaft erhalten. Die Erfahrbarkeit der Natur im Kleinen und der Landschaft im Großen wird gefördert. Das Bewusstsein für Natur und Landschaft wird gestärkt.

BEBAUUNG/ GEBÄUDETYPEN:
Grundsätzlich gilt: Die Baufelder lassen sich so organisieren, dass die Mischung der Gebäudetypen der Nachfrage entsprechend flexibel gestaltet werden kann, ohne die städtebauliche Grundstruktur zu zerstören. Diese Mischung ermöglicht wiederum verschiedene Wohnformen, die unterschiedliche Bedürfnisse decken.
Durch die Anordnung der Bebauung um private Wohnhöfe mit Spielplätzen werden kleine Nachbarschaften gebildet. Flache Dachformen haben den Vorteil, dass sie Dachbegrünung zulassen, die zur Verbesserung des Stadtklimas beiträgt und dass sie eine von der Gebäudeausrichtung unabhängige Positionierung von Energiekollektoren ermöglichen.
Innerhalb der Baufelder kann die Geschosszahl von II+Dach bis III+Dach flexibel variieren.
Die neue Bebauung legt sich wie ein Ring an den Rand des Planungsgebiets und bildet so eine neue gemeinsame, grüne Mitte.
Der südliche Teil bestehend aus den Baufeldern C, E und F entwickelt sich in einem großen Bogen vom „Betonweg“ am Südhang, der Topographie folgend nach Norden. Die drei aufeinander folgenden Baufelder sind über die Erschließung mit einander verbunden und lassen sich gut in einzelnen Bauabschnitten entwickeln. Die Aufteilung der Baufelder lässt eine variable Bebauung aus Einfamilien-, Reihen- und Mehrfamilienbebauung zu. Dadurch ist die städtebauliche Leitidee robust um auch langfristig über eine Bauphase von ca. 30 Jahren zu bestehen. Entlang der Römerallee an der Lärmschutzwand sind bis zu 4 geschossige Mehrfamilienhäuser denkbar. Alle anderen Bereiche lassen sich flexibel belegen.
Der Bereich um die Hofstelle ist bis zu deren Umwandlung ausgespart. Später kann die vorgesehene Baustruktur bis zum Grünzug weiter entwickelt werden.
Die Baufelder H und I sind Mischgebiete mit Gewerbebebauung zur L1050 und BAB 6 und zum Grünzug orientierter Wohnbebauung.
Baufeld G rundet das Bestandsgebiet östlich der Ströllerbachallee zum Grünzug ab.
Die Mehrfamilienhäuser am Rand zum Grünzug sind so gestellt, dass sie Durchblicke für die Bewohner aus der zweiten Reihe und Belüftung zulassen. Hier können Typen wie klassischer Geschosswohnungsbau, das gestapelte Reihenhaus und Baugruppen (usw.) sich das Baufeld mit kleineren Einheiten wie z.B. Reihenhäuser teilen. Hier können sowohl Wohnungen mit kleinen privaten Gärten im Erdgeschoss angeboten werden, als auch attraktive Etagen- und Loftwohnungen unterschiedlicher Größe. Für die Bebauung am Grünzug schlagen wir grundsätzlich U-Förmige Gruppierungen vor um möglichst vielen Bewohnern diese begehrte Wohnlage zu bieten.
Die neue Ortsmitte ist durch die Schulgebäude im Süden, die Turnhalle im Osten und einer höheren Bebauung mit Gewerbe im Erdgeschoss gefasst. Der westliche Abschluss wir durch die Mensa gestärkt.
Die Schulgebäude liegen an den Enden im Grünzug und haben so direkten Zugang zu den Freianlagen und sind so immer gefahrfrei per Fuß und Rad zu erreichen.

FREIRÄUME:
Das Angebot der öffentlichen Freiflächen ermöglicht ungezwungene Begegnungen der Bewohner und die Bildung von Nachbarschaften. Sie bilden den Raum für die fuß- und radläufige Erschließung, schaffen Zonen für zentrale Spiel- und Aufenthaltsflächen und dienen der Regenrückhaltung und Klimaregulierung.
Grünzüge:
Die Freianlagen sind geprägt von zwei sich kreuzenden Grünzügen.
Der Grünzug aus dem Ströllerbachtal wird in einem großen Bogen verlängert und öffnet das Gelände nach Süden zur freien Landschaft. Der zweite Grünzug startet mit einem zentralen Platz, der als Begegnungsort für Schüler und Bewohner dient er verläuft von Ost nach West und bindet die neue Ortsmitte mit den öffentlichen Einrichtungen mit ein. In der Verlängerung führt auch er mit einer Landschaftsbrücke in die offene Agrarlandschaft.
Die angrenzende Wohnbebauung öffnet sich zu den Grünflächen. Die breiten Grünflächen halten verschiedene Aktivitäten wie Bolz- und Spielplätze, Hunde- und Liegewiesen bereit. Die Grünzüge werden naturnah ausgebildet und bieten gleichzeitig die erforderlichen Ausgleichsflächen für das Gebiet. Lockere Baumstellungen mit Obstgehölzen greifen das Motiv der Streuobstwiesen auf und lassen die Landschaft in den Siedlungsraum hineinfließen.
Fernblick:
Der Geländehochpunkt liegt am Kreuzungspunkt der beiden. Vor hier aus kann man den wunderbaren Blick auf Schloss Waldenburg und in die ferne Landschaft genießen.
„Grüne Finger“
Wie „Grüne Finger“ ziehen sich Freiraumachsen durch die Baufelder C und E Nord-Süd-Richtung. Sie verbinden aus den Quartieren heraus in die Grünzüge bzw. zur Schule und der neuen Mitte. Hier sind neben der Fußwegeverbindung auch Kleinkinderspielplätze und die Regenwassersammlung angedacht.
Ortsmitte:
Die neue Ortsmitte gefasst von Schule, Mensa, Sporthalle und Wohngebäude mit Gewerbenutzung ist der urbane Raum der Siedlung. Ein geschützter Ort mit hoher Aufenthaltsqualität. Hier wäre auch ein kleines Ortsteilzentrum denkbar. Eine Eisdiele, ein Döner oder sogar ein kleines Kaffee. Eingestellte Bäume und ein Baumdach vor der Sporthalle laden auch zum Verweilen an heißen Tagen ein.
Im östlichen Bereich öffnet sich der Platz und man wird vom Grünzug abgeholt.
Alle wichtigen Wegeverbindungen werden mit Baumalleen ausgebildet.
Entlang der Parkierung können kleinkronige, blühende Gehölze vorgesehen, die keine Früchte tragen, wie Rotdorn (Crataegus laevigata), auf den Plätzen Zierobstgehölze und Nussbäume.

ERSCHLIESSUNG:
Die Erschließung der einzelnen Baufelder erfolgt grundsätzlich von den Rändern. Die südlichen Baufelder werden von der Römerallee über Stichstraßen erschlossen. Die Ströllerbachallee ist die Haupterschließung für die Baufelder C und E.
Die innere Erschließung dieser Baufelder erfolgt über zwei bogenförmige, der Topographie angepasste, parallel verlaufende Wohnstraßen. Wobei die südlich Straße sich bis in das Baufeld F hinein zieht.
Die Wohnstraßen sind teilweise als Spielstraßen ausgebildet. Die Fahrbahnen und Wege in diesem „shared space“, haben durch den einheitlichen Belag eine homogene Fläche, die nur über Pflasterrinnen gegliedert ist. Kleine Quartiersplätze ergänzen diese Bereiche und dienen als Treffpunkt.
Die Baufelder H und I werden von Norden über die Friedrichsruher Straße und den Holbeinring erschlossen. Die dem Schwung des Grünzugs folgende Straße endet mit einem Platz an dem neuen Schulstandort. Die Sportanlage wird auch von Süden über Baufeld F erschlossen. Eine Durchfahrt von Nord nach Süd ist nicht erwünscht.
Die Parkierung ist weitgehend in, den Hausgruppen zugeordneten Tiefgaragen, vorgesehen.
Gute, vielfältige, durchgängige Anbindungen für Fußgänger und Radfahrer an die Erschließung der bestehenden, angrenzenden Stadtgebiete sind geknüpft. In den Grünzügen verlaufen die wichtigsten Fuß- und Radwegeverbindungen. So können die Schulkinder gefahrenfrei zur Schule und zum Kindergarten.
Der historische Weg aus den Ortsteil Eckartsweiler wird mittels der S-Bahnhaltestelle über Bahn hinweg aufgenommen und in das Wegenetz eingebunden.
Überall im Gebiet verlaufen Fuß- und Radwege über die Grünzüge und den Stadtteilplatz, die an das bestehende landwirtschaftliche Wegesystem im Westen angeknüpft sind. So werden die Nutzer zu einem Spaziergang in den offenen Landschaftsraum mit seinem fantastischen Panorama direkt im Quartier abgeholt.
Kurze Stichwege aus den Erschließungsstraßen ermöglichen einen direkten Zugang zu den Naherholungsflächen, zu den Nachbarn untereinander, zum Kindergarten, den Schulen und der „Ortsmitte“.
Die Bushaltestellen für den ÖPNV sind an der Marck-Aurel-Allee in unmittelbarer Nähe zur Schule, dem Kindergarten und der neuen Ortsmitte angeordnet.
Stellplätze:
Die öffentliche Parkierung findet jeweils auf einer Straßenseite statt und wird mit kleinkronigen Gehölzen überstellt. Die private Parkierung ist vor oder neben den Gebäuden und für Geschossbauten in Tiefgaragen vorgesehen. Die oberirdischen privaten Stellflächen sollen teilweise unter begrünten Carports liegen. Die Stellplätze für Carsharing sind in zentraler Lage an der Ortsmitte und beim zweiten Schulstandort in Baufeld I vorgesehen.
Regenwasser Management:
Eine Verringerung der Abflussbeiwerte durch Dachbegrünung wird empfohlen.
Überschüssiges Dachflächenwasser kann auf den Privatflächen in Teichen gesammelt, verdunstet oder in Zisternen gespeichert werden. Überschüssiges Regenwasser und sonstiges Oberflächenwasser aus den Baufeldern C,E,F und G wird über ein offenes Entwässerungssystem durch die Gärten in die Freiraumachsen und „Grünen Finger“ geleitet und an der Lärmschutzwand in offene Mulden und Gäben gesammelt. Diese Retentionsflächen sind mit Überläufen verbunden, die das Wasser weiterverteilen und bis zur Einleitung in den Epbach führen. Das Regenwasser der Baufelder H und I wir über Rasenmulden gesammelt und dem Ströllerbach zugeführt.
Die Entwässerung kann dadurch auch zu einem Gestaltungselement werden, das sich durch das ganze Wohngebiet zieht.