Humpert & Kösel-Humpert

Freie Architekten und Stadtplaner

Erweiterung Kurgebiet II, Kirchzarten

Wettbewerb:
Ausloberin:
Projektgruppe:

Platzierung:

10/2012
Stadt Kirchzarten
Patrick Humpert

2. Rundgang

LEITIDEE:
Das neue Baugebiet soll ein Ort mit hoher Aufenthaltsqualität, vielfältigen Wohnformen und einprägsamer Struktur werden. Es soll an den bisherigen, ortsprägenden, baumgesäumten Ortsrand als durchlässige Struktur anschließen und einen den Verkehrslärm abweisenden, an der L 126 ausgerichteten neuen Ortsrand bilden.
Bestehende Qualitäten wie z.B. die alte Baumreihe, Altwegeverbindungen usw. sollen erhalten, Potentiale wie die herrlichen Landschaftsbezüge herausgearbeitet werden. Das Erschließungssystem soll flächensparend und klar erkennbar sein.
Die Baufelder sollen den stadträumlichen Aufgaben entsprechend unterschiedlich in der Struktur und flexibel in der Aufteilung sein. Attraktive, auch der Nachbarschaft zugängliche öffentliche Freiräume sollen entstehen.
Der notwendige Lärmschutz soll sich in das Landschaftsbild einpassen. Ökologische Gesichtspunkte hinsichtlich Entwässerung, Sonnenenergienutzung usw. sollen in das Gesamtkonzept integriert werden.

BEBAUUNGSKONZEPT:
Die Geländeaufteilung und Erschließung bestimmt die raumbildende, ortsprägende Grundstruktur des neuen Baugebiets. Das Grundgerüst bilden zwei Baufelder die auf die äußeren Strukturen und Einflüsse reagieren und sich zu einer gemeinsamen grünen Mitte öffnen. Es entsteht ein spannender, das Gebiet verbindender und prägender Grünraum, von dem alle Anwohner unmittelbar profitieren, insbesondere Kinder und Senioren.
Das Baufeld entlang der Dr. Gemmelsbacher Str. besteht aus radial zur Straße angeordneten Gebäuden, die eine Durchgängigkeit nach Westen zulassen. Die einzelnen Bausteine können sowohl eine Hauszeile wie auch eine Reihe aus Einzelhäusern sein. Mehrfamilienhäuser unterschiedlicher Größe mit einem Wohnungsmix aus unterschiedlichen Wohntypen: Etagenwohnungen bis zum gestapelten Reihenhaus, auch geeignet für Baugemeinschaften. Hier schlagen wir eine Geschossigkeit von 3+Dach vor. Die Wohnungen im Erdgeschoss haben kleine private Gärten, die Dachwohnungen attraktive Dachterrassen. Fahrräder, Kinderspielgeräte und auch der Abfall werden in teils offenen Pergolen aufgeräumt, die entlang der Zuwege angeordnet sind. Mehrer Gebäude können durch eine gemeinsame Tiefgarage unterirdisch verbunden werden.
Das Baufeld an der L 126 besteht aus einer Folge von um Höfe angeordneten kleinen Baufeldern, die sich zum Grünzug orientieren. Die Gebäude gruppieren sich um einen autofreien Hof, der Raum für Spiele, Begegnungen und gemeinsame Feste bietet.
Die Struktur läßt bei Erhalt des städtebaulichen Gesamtkonzepts je nach Bedarf eine flexible Bebauung mit Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern zu. Die Geschossigkeit sollte hier 2+Dach nicht überschreiten. Gegenseitige Verschattungen, hinsichtlich der solaren Energiegewinnung, muss vermieden werden. Den Rücken zur Landstraße bilden Carports/Garagen, die Teil des Lärmschutzwalls sind. Bei Bedarf können die Häuser auch über die Wohnwege mit dem PKW erreicht werden.
Als Dachformen werden Flachdächer oder sehr flach geneigte Pultdächer, die begrünt werden können, vorgeschlagen. Die Dachbegrünung verringert die Abflussbeiwerte, ist besser für das Stadtklima und reinigt die Luft. Eine flache Dachform ermöglicht, eine unabhängig von der Gebäudeausrichtung optimale Positionierung von Energiekollektoren.

FREIFLÄCHEN:
Das neue Quartier ist eingebettet zwischen dem bisherigen Ortsrand und der L 126, umgeben von einer herrlichen Landschaft. Das Freiraumsystem als grüne Mitte verläuft in Nord-Südlicher Richtung, knüpft an angrenzende Wege und den Freiburger Weg an und bindet die Naherholungspotentiale für die neuen Bewohner gut ein.
Wichtigste Wege-Elemente sind die in nord-südlicher Richtung verlaufende „Promenade“ und der kreuzende Altweg. Den nördlichen Abschluss bildet eine Landschaftsrampe, die sowohl dem Schallschutz als auch der guten Aussicht dient. Im Süden wird der Raum vom zukünftigen Kurhotel geschlossen. Die Grünfläche ist als eine mit Wiesenblumen bewachsene Wiese vorstellbar, die mehrfach im Jahr gemäht wird und allen Bewohnern für Spiel und Entspannung zur Verfügung steht . Darin liegt der Quartiersspielplatz, der Hügel kann im Winter ein Rodelhügel für Kleinkinder sein. Das in offenen Rinnen geführte Regenwasser aus den Straßenräumen, das nicht im Belag versickert, mündet in einer Mulde. Wichtige Erschließungselemente werden durch begleitende Baumreihen akzentuiert. Wege und Platzbereiche bestehen aus wassergebundenen Decken.
Besondere Orte erhalten zusätzliche Sitzmöglichkeiten.

ERSCHLIESSUNG:
Die Haupterschließung ist eine Ringerschließung unter Einbeziehung der Dr.- Gremmelsbacher-Straße. Das Baugebiet ist weitgehend frei von motorisiertem Verkehr. Die Fahrbahnen sind über Pflasterinnen in Fußgänger- und Parkierungszonen gegliedert. Die öffentliche Parkierung findet im Straßenraum auf Seiten der Baumstandorte statt.
Die private, den Häusern der westlichen Kluster zugeordnete Parkierung ist überwiegend im Lärmschutzwall integriert. Parkierung unter Carports sind zusätzlich auch auf den Parzellen denkbar. Die Parkierung des östlichen Baufeldes ist überwiegend in Tiefgaragen untergebracht. Das Fußwegenetz verbindet innerhalb des Gebiets weitgehend über den Grünzug die Nachbarschaft und diese mit der Landschaft und dem Ort. Kurze Stichwege aus den Erschließungsstraßen ermöglichen einen direkten Zugang sowohl zu der Naherholungsfläche.

NACHHALTIGKEIT:
Die Orientierung der Gebäude mit den Flachdächern ermöglicht eine optimale energetische Ausnutzung und die Veringerung der Abflußbeiwerte durch Dachbegrünung. Überschüssiges Dachflächenwasser kann auf den Privatflächen versickert oder in Zisternen gespeichert werden. Oberflächenwasser der Straßen und Wege wird direkt (Dränfugenpflaster) oder über offenen Gräben in den öffentlichen Grünraum versickert. Ein sorgsamer Umgang mit der vorhandenen Topographie und dem gewachsenen Boden und entsprechender Erhalt von vorhandenen Bäumen, soll den Eingriff mildern.

SOZIALE ASPEKTE:
Zu einem guten Standort gehört die dauerhafte soziale Ausgeglichenheit. Die Mischung verschiedener Gebäudetypen ermöglicht verschiedene Wohnformen die unterschiedlichen Bedürfnissen entsprechen können. Das betrifft sowohl die unterschiedlichen Lebensentwürfe wie auch die finanziellen Möglichkeiten. Ein Mix von Familien mit und ohne Kinder, von Alleinstehenden, Senioren, Generationen übergreifender Bevölkerung, kann hier einen qualitätsvollen, den Ansprüchen entsprechenden, Wohnort finden. Das Angebot der öffentlichen Freiflächen ermöglicht ungezwungene Begegnungen der Bewohner und Bildung von Nachbarschaften.
Die variable Bebauung der Baufenster lässt eine Anpassung an die letztendlich sich wirklich darstellende Nachfrage zu, ohne die städtebauliche Grundstruktur zu zerstören.