Humpert & Kösel-Humpert

Freie Architekten und Stadtplaner

Neuordnung Bildungscampus, Müllheim

Wettbewerb:
Ausloberin:
Projektgruppe:

Platzierung:

12/2019
Stadt Müllheim
Patrick Humpert, Antje Fuhrmanski

2. Rundgang

Übergeordnete Ziele sind:

• Eine gute Orientierung auf dem Campus,
• eine gute Vernetzung über attraktive Außenräume,
• eine Stärkung des Campus als Transitraum,
• die Einheit von Gebäude und Funktionen,
• Differenzierte Freibereiche im großen wie auch im kleinen Bereich jeder einzelnen Schulart
• Heterogene Strukturen (Bestand) werden durch eine verbindende Abfolge von Plätzen in einheitlicher Gestaltungs- und Formensprache zusammengeführt

Neue Ordnung:
Zur Behebung der funktionalen, räumlichen und gestalterischen Defizite des Bildungscampus muss einerseits der Bestand entflechtet, ergänzt, neu geordnet, zugewiesen und organisiert werden, andererseits müssen neue zusätzliche Bauten sowohl die notwendigen funktionalen Bezüge als auch die räumlichen Qualitäten herstellen bzw. ergänzen.
Die Albert-Julius-Sievert-Schule wird in einen, den Ansprüchen und optimalem Raumbedarf, gerechten Neubau umgesiedelt. Dieser steht in einer guten räumlichen Beziehung zu den unmittelbar „verwandten“ Einheiten Sprachkindergarten, Hort usw.
In den frei gewordenen Räumlichkeiten der Albert-Julius-Sievert-Schule werden der zusätzliche Raumbedarf und die Ersatzräume aus Gebäude „Banane“ der Adolph-Blankenhorn-Schule untergebracht. Somit organisiert sich die Schuleinheit heraus aus dem abseits gelegenen gekrümmten Bau L-förmig um einen eigenen Hof. Die frei gewordene „Banane“ kann dann der MFW-Grundschule zugeordnet werden.
Zugänge:
Der Neubau für die gemeinschaftlichen Nutzungen der Grund- und Gemeinschaftsschulen und das geplante Gebäude für die Musikschule bilden, gemeinsam mit dem Aula und Mensagebäude, das neue der Innenstadt zugewandte Entree.
Der Vorplatz am Kreisverkehr Ecke Goethestraße/Schwarzwaldstraße ist Übergangszone zwischen städtischem Umfeld und Schulcampus. Zugunsten dieser deutlichen Verbesserung der Hauptzugangssituation wird der Hort in einem Neubau im näheren Umfeld Grundschule, SBBZ und Mensa neu verortet.
Statt des bisherigen Horts, müssen hier in Anbetracht der städtebaulichen Bedeutung des Zugangs, starke auch nach außen mit dem Umfeld kommunizierende und einladende Baukörper ihren Platz finden. Gerade das Aula/ Mensagebäude sollte mit seinem größeren Volumen ein Pendant zum zukünftig gegenüber stehenden Neubau bilden.
Von diesem „Eingang“ aus ist ein tiefer Blick in den Campus gegeben der eine Orientierung erleichtert. Von hier aus kann man schon zwischen den Bäumen die Eingänge zur Grundschule, zum SBBZ zum Hort, der Aula/ Mensa, der Musikschule und der Volkshochschule erkennen.
Das Aula/ Mensagebäude leitet fließend von dem Freibereich, um den sich die Gebäude von Cluster 6 gruppieren in, den anschließenden Bereich der Cluster 1 Gruppe.
Kinder, die mit den Bussen gebracht und geholt werden, erreichen das Gelände über großzügige, einladende Zugänge an der Goethestrasse. Eine große „Pergola“ begrenzt den Campus durchlässig und bildet einen einladenden Eingangsbereich. Von hier erreichen die Kinder auf kurzem direktem Weg die Grundschule, das SBBZ, den Hort und den Kindergarten.
Von Osten gibt es zwei Zugänge, der eine erschließt auf kurzem Wege die Turnhalle, Grundschule und den Kindergarten, der andere das Jugendhaus und die Gemeinschaftsschule.
Innere Wegeführung:
Das Wegenetz ist so angelegt, dass es sowohl die Zugänge als auch die Nutzungseinheiten barrierefrei mit einander vernetzt. Durch die Neugestaltung wird die Anbindung an die Umgebung räumlich neu formuliert und gestärkt. Direkt zu den Ausgängen zugeordnet sind die notwendigen überdachten Fahrradstellplätze.
Die Verbindungen von der Sporthalle zur Goethestraße werden ergänzt und verbessert. Die Querung zwischen Turnhalle und „Haupteingang“ wird im Bereich Grundschule mit einer großzügigen Treppenanlage ausgebaut.
Die den Lehrkräften reservierten Stellplätze werden an der Moltkestraße am Zufahrtsbereich des BHKW angeordnet. So kann eine Überlagerung mit dem Schulbusverkehr in der Goethestraße vermieden werden. Bis an geeigneter Stelle ein Drop-off-Bereich ausgewiesen wird, könnten die Parkplätze für den Bring-Verkehr in der Goethe und Moltkestraße, jeweils am Nordrand des Campus angeboten werden.
Anordnung der Gebäude und Nutzungsbereiche:
Die verschiedenen Nutzungsbereiche sind, soweit möglich, in eigenen Gebäuden untergebracht. Das vereinfacht die stufenweise Realisierung, trägt zur stärkeren Identifikation und zur besseren Orientierung bei. Dies wird auch durch klare Volumen und Grundrisse der Neubauten unterstützt werden.
Cluster 6.3 mit Aula und Mensa bildet den städtebaulich wichtigen Baustein an der Ecke Schwarzwaldstraße Goethestraße, der mit der Musikschule den Hauptzugang stadträumlich definiert.
Zusammen mit der VHS sind hier die Bereiche angeordnet, die zeitweise einen großen Anteil externer Nutzer haben und von der Nähe zur Innenstadt und dem neuen Geschäfts- und Bürogebäude gegenüber profitieren.
Der Hort liegt zwischen dem Zugangsbereich in der Goethestraße (wo die Busse und Taxis ankommen) und der Grundschule, außerdem in direkter Nachbarschaft zur Mensa. Der zugeordnete Freibereich kann je nach Bedarf eher offener oder geschlossener gestaltet.
Das SBBZ bildet an der Goethestraße und am nördlichen Rand den Abschluss des Campus mit eigenen, rückwärtigen Außenbereichen und liegt in direkter Nachbarschaft zum Sprachheilkindergarten.
Grundschule und Ecole Fancaise bleiben in bestehender, zentraler Lage. Die geplanten Umbaumaßnahmen sehen hier einen großzügigen Eingangsbereich vor, der sich in Richtung Goethestraße öffnet und eine unmittelbare Verbindung zu Mensa und Hort ermöglicht. Zusätzlich soll aber auch der östliche Zugang an dieses Foyer angeschlossen werden und die gute Anbindung des oben liegenden Pausenhofs ermöglichen.
Die Gemeinschaftsschule bleibt ebenfalls an bisheriger Stelle und wird über die vorhandene Verbindung in das Gebäude des bisherigen SBBZ erweitert. Räume, die durch die Gemeinschaftsschule nicht belegt werden, stehen für allgemeine Nutzungen und Teile der Volkshochschule zur Verfügung.
Das neue Jugendzentrum liegt am östlichen Rand des Campus in Nähe der Sportanlagen. Das Gebäude verbindet im Inneren das Straßenniveau mit dem Eingangshof der Gemeinschaftsschule. Hier kann abends störungs- und konfliktfrei auch lauteres Programm stattfinden. Der unmittelbar dazugehörende Freibereich bietet Treffpunkte und Sitzanlagen.
Das Gebäude der Volkshochschule liegt im Übergang bzw. Eingangsbereich zum zentralen Schulhof. Durch seine partielle Aufständerung ist eine räumliche Durchlässigkeit gegeben und es können wettergeschützte Außenbereiche angeboten werden.
Nachhaltigkeit:
Regenwassernutzung und Versickerung :
Das anfallende Regenwasser wird über versickerungsfähige Bodenbeläge und den angrenzenden Grünflächen mit Retentionsfeldern weitgehend auf dem Campusgelände versickert. Das Regenwasser der Dachflächen sollte teilweise in Versickerungsmulden oder Teichen (in Bereichen der Schulgärten), teilweise in Zisternen zur Bewässerung der Bäume aufgefangen werden.
Dachflächen sollten genutzt werden: als offene Klassenräume und Pausenbereiche (bei Höhenstaffelung der Gebäude) und zur Stromerzeugung. Alle nicht genutzte Flächen werden begrünt.
Sommerlicher Wärmeschutz:
eine gute, wirksame Verschattung (auch an der Nordseite) muss wesentlicher Bestandteil werden, steuerbare Lüftungsöffnungen für eine optimale Nachtabkühlung sind in Verbindung mit ausreichender Speichermasse ein weiterer Beitrag zur nachhaltigen Verbesserung der sommerlichen Temperaturverhältnisse in den Gebäuden.
Die Gebäude sollen weitgehend aus nachwachsenden ökologischen Baustoffen errichtet werden.