Humpert & Kösel-Humpert

Freie Architekten und Stadtplaner

Umgestaltung Kirchplatz, Nagold

Wettbewerb:
Ausloberin:
Projektgruppe:
Freiraum:

Platzierung:

01/2019
Stadt Nagold
Patrick Humpert, Karin Weber
mit stadtlandplus, Karlsruhe

2. Platz

STANDORTBEWERTUNG:
Die Stadtkirche steht mit großer Fernwirkung auf einer exponierten Kuppe über der Altstadt. Das Querschiff liegt auf der Achse der Neue Straße. Die Hauptachse ist ost-west ausgerichtet, nimmt jedoch nicht die Achse der Kirchstraße auf. Die Kirche steht auf einer „Platte“ die sich hangabwärts leicht nach vorne aus dem Hang schiebt und aufwärts in den Hang eingräbt. Es gibt keine klaren platzbildenden Raumkanten.

LEITIDEE:
Die Gelegenheit der Neugestaltung sollte genutzt werden, um ein weitreichendes Konzept zu erarbeiten mit „Bausteinen“, die auch stufenweise umgesetzt werden können und das die Gesamtsituation um den Kirchplatz langfristig und nachhaltig entwickelt. Unterschiedliche qualitätsvolle Aufenthaltsbereiche stärken die Funktionen und geben dem Platz die Rolle eines wichtigen Ortes in der Stadt. Eine besondere Bedeutung haben dabei, eine attraktive Anbindung an das innerstädtische Wegenetz, Aufwertung der Aufenthaltsqualität, Erweiterung des räumlichen Angebots für gesellschaftliche Nutzungen, barrierefreie Erreichbarkeit, Reparatur des Stadtraums an der Bahnhofstraße, Verbesserung des Spielplatzbetriebs und die Neuinterpretation des Aufstiegs zur Kirche.

ERSCHLIESSUNG UND WEGEFÜHRUNG:
Der Zugang von Westen aus der Altstadt erfolgt über eine große aufgefächerte Treppenanlage, diese öffnet sich jetzt zur Kirchstraße behält aber weiterhin auch die historische ost-west Richtung bei. Sie funktioniert wie ein großes Stadtmöbel, das neben der klassischen Erschließung auch mit Sitzelementen und Pflanzplätzen zum Rasten, Verweilen und zur Muse einlädt.
Neben der Treppenanlage wird ein Aufzug mit oben aufliegendem Steg vorgeschlagen, der einen barrierefreien Zugang ermöglicht und auch die Treppenanlage zum Pfarrhaus hin klar definiert. Die Aufzugsanlage ist so konzipiert, dass sie auch später in den vorgeschlagenen Pfarrhausneubau schlüssig integriert werden kann. Im Osten ist der Kirchplatz auch über eine großzügige jedoch kleinere Treppenanlage an das darüber liegende Wegenetz angeschlossen. Die zukünftige Fußgängerverbindung erfolgt über diese Treppe und selbstverständlich über den Kirchplatz.
BEBAUUNGSKONZEPT:

GARTENSAAL:
Chorseitig im Osten fängt ein gebogener den Platz einfassender Bau den steil abfallenden Hang ab.
Das Gebäude ist in den Hang eingegraben, erdüberdeckt und bietet dem Spielplatz auf seinem Dach ein neues gut nutzbares Gelände. Der „Gartensaal“ mit beispielsweise zwei großen Räumen, WC-Anlage, Küche und Lagerraum ist ein Angebot für Gemeindefeiern, Hochzeiten, Jugendgruppen usw. Große Öffnungen zum Kirchplatz ermöglichen das Einbeziehen der Freiflächen.
Im Obergeschoss über der WC-Anlage gibt es ein dem Spielplatz zugeordnetes WC und einen Lagerraum.
Die Fassade aus Naturstein, Glasflächen und beweglichen Schiebeelementen bietet einen ruhigen aber wertigen Platzabschluss.

PFARRHAUS:
Vorgeschlagen ist das bestehende Pfarrhaus durch einen Neubau zu ersetzen, der den Ort besser respektiert und zur Bahnhofstraße im städtischen Bezug steht. Das zukünftige Pfarrhaus orientiert sich an der Bahnhofstraße an der historischen Bauflucht. Der Aufzug als barrierefreie Erschließung ist darin integriert und auf Straßenebene über einen Arkadengang zu erreichen. Auf Kirchplatzebene bildet das Haupthaus mit einem Nebengebäude einen Hof der sich zur Kirche hin öffnet. Beide Gebäude passen sich mit leicht verschränkten Grundformen und Volumen in das bestehende Umfeld ein. Größe, Formensprache, steile Dachform und die „erdigen“ Naturstein Materialien der Fassaden bilden eine moderne elegante Architektur die sich jedoch gut in die Umgebung einbindet.

SPIELPLATZ:
Der dem Kindergarten zugeordnete Spielplatz liegt jetzt nahezu eben, im Westen begrenzt von der transparenten Umwehrung über dem Gartensaalgebäude. Gut erreichbar über den verkehrsberuhigten Bereich der Hohe Straße, mit großer, gefahrenfreien Aufstellfläche vor dem Zugangstor. Das kleine, am Eingang platzierte Gebäude bietet Platz für ein WC und Stauraum für Spielgeräte. Dies dient der Erleichterung im täglichen Betrieb. Große Laubbäume sorgen neben einer temporären Segellösung langfristig für eine natürliche Verschattung. Eine Aussparung im darunter liegenden Gebäude ermöglicht auch in den vorderen Bereichen die Pflanzung eines größeren Baumes.

BEPFLANZUNG:
Die Kirche soll mit großen Einzelbäumen umstellt in einer „grünen Wolke“ stehen. Dabei werden, soweit möglich der Baumbestand berücksichtigt, aber auch Neupflanzungen vorgenommen. Die Baumpflanzungen sollen sich vom Platz des Kindergartens, über die Hohe Straße, durch das Kirchengelände und die Treppenanlage bis zur Bahnhofstraße entwickeln. Wobei die Pflanzungen von östlicher zu westlicher Richtung aufgelockert sind und die Kirche zur Stadt freistellt. Zur Ermöglichung einer flexiblen Baumstellung auf dem Spielplatz kann eine Aussparung im darunter liegenden Gebäude vorgesehen werden. Der die Kirche umgebene Kirchplatz wird zur im Norden angrenzenden heterogenen Wohnbebauung mit Strauchpflanzungen z.B. Japan Schneeball, gefasst.
Die gebogene Form des „Gartensaals“ wird in einer Beetpflanzung aus Gräsern und Bodenblühern und integrierten Sitzmöglichkeiten aufgenommen und lädt in den warmen Jahreszeiten zum Verweilen ein.

MATERIALIEN/ MÖBLIERUNG:
Die Bodenbeläge des Kirchplatzes bestehen aus wild verlegtem Kleinsteinpflaster z.B. Granit grau. Auch die Treppenstufen und Sitzstufen sind aus Granitblöcken geplant, wobei die mit Holzauflage belegten Sitzflächen flächenbündig in die Stufen eingelegt sind.