Humpert & Kösel-Humpert

Freie Architekten und Stadtplaner

Neuer Stadtteil „Gutleutmatten“, Freiburg i. Br.

Wettbewerb:
Ausloberin:
Projektgruppe:
Freianlagen:

Platzierung:

05/2010
Stadt Freiburg
Patrick Humpert, Ying Chen
mit Rolf Singer Klan & Singer Landschaftsarchitekten

3. Rundgang

Die Gartenstadt Haslach, mit dem fächerartigen Straßenverlauf, der radial orientierten Bebauung, den großen Gärten und der einheitlichen Architektur, ist heute noch eine sehr qualitätsvolle Siedlung mit großer identitätsstiftender Wirkung. Die neue Bebauung der benachbarten Gutleutmatten erhält mit ihren besonderen räumlichen Ausformungen einen entsprechenden Wiedererkennungswert, allerdings mit einer größeren, städtischeren Dichte.
Auch hier werden neben einem durchgängigen Erschließungssystem, den baulich ausformulierten Räumen, die den Erdgeschosswohnungen vorgelagerten Freiflächen privat genutzt. Sowohl auf der Garten wie auch auf der Eingangsseite stehen spannungsvolle Grünräume allen Bewohnern zur Verfügung.
Das Gelände der Gutleutmatten ist heute weitgehend mit Schrebergärten besetzt, die den Zugang zur attraktiven Bachaue erschweren. Die städtebauliche Neuordnung ermöglicht eine Verzahnung von Stadt- und Landschaftsraum, eine Durchlässigkeit zum Naherholungsgebiet der Bachaue des Dorfbachs. Die Bebauung aus bewegten, zueinander versetzten Zeilen bietet eine räumlich und maßstäblich gegliederte Grundstruktur mit öffentlichen, halböffentlichen und privaten Zonen. Die Möglichkeit zu einer flexiblen Parzellierung und Aufteilung ist Grundlage für verschiedene Bauherrenmodelle die neben privaten und öffentlichen Bauträgern auch individuelle Bauherren und Bauherrengemeinschaften zulässt.
Er ist das städtebauliche Grundgerüst für eine gute soziale Durchmischung aus vielfältigen Wohnformen für alle Generationen sowohl als Eigentümer wie auch als Mieter. Die Grundvoraussetzung für eine „gute Adresse“.

Eingang nach Haslach:
Die Reihung der erhöhten Kopfbauten entlang der Carl-Kistner-Straße markiert die neue stadträumlich wirksame Eingangssituation zum Stadtteil Haslach. Im Gegensatz zur straßenbegleitenden Bebauung der Gartenstadt lässt die in Nord-Süd-Richtung ausgerichtete Bebauung eine Öffnung in Richtung Dorfbach zu.

Stadtraum ist Lebensraum:
Die in Nord-Süd-Richtung, mehrfach geknickte, verlaufende Zeilenstruktur bildet individuelle sich verengende und aufweitende Räume, die frei von technisch funktionalen Zwängen sind. Aufenthaltsräume deren Wände und Böden sich nicht den reinen Zwängen des PKW-Verkehrs und der einfachen rechtwinkligen Aufteilung unterwerfen. Sie bieten Fläche und Raum für öffentliche, halböffentliche und private Bereiche, für Treffs, Spiel, für Kommunikation, Gemeinschaft, für Geborgenheit und Ruhe, für Bereiche der Ver- und Entsorgung, der Erschließung zu Fuß per Rad und PKW.
Die Erschließung knüpft an prämotorisierte Zeiten an, als der öffentliche Raum zwischen den Gebäuden eine Fläche ohne klare Trennungen, Begrenzungen und Hierarchie war, als die Straße der Aufenthaltsort war. Sie liegt in einem Bewegungsraum auf dessen Fläche alle verknüpfenden Bewegungen und Aktionen des Quartiers stattfinden. Das Rückgrad bildet die, beide Baugebiete über die Eschholzstraße hinweg verbindende Haupterschließung, bestehend aus Fahrbahn mit Parkierungszonen und Laufzonen, an der rippenförmig die untergeordneten Erschließungen aufgereiht sind, wie ein Fluss, mit sich aufweitendem und verengendem Bett, mit Inseln und Engstellen.
Die vorwiegende Anbindung für den KFZ-Verkehr findet über die Eschholzstraße statt. Einzig im westlichen Bereich gibt es eine untergeordnete Zu- und Abfahrt über die Gleise. Diese ermöglicht kurze Abflusswege die der Vermeidung internen Verkehrs dienen. In dieser Zone sind in kleinen Gruppe für Besucher und Kurzparkerstellplätze angelegt. Die Querspangen sind als reine Spielstraßen gedacht. Sie dienen neben der Erschließung der Gebäude per Fuß oder Rad auch dem spielerischen Aufenthalt. Untergeordnet können über diese Flächen die Gebäude für Be- und Entladezwecke angefahren werden und die Zufahrten zu den Tiefgaragen erfolgen. Übergeordnet sind sie wichtige Querverknüpfungen zwischen den benachbarten Quartieren und der Bachaue. Den Bewohnern zugeordnete PKW werden teilweise in Tiefgaragen die unter den Gebäuden angeordnet sind abgestellt.
Die Abstände zwischen den Gebäuden wurden so gewählt, dass ausreichend Fläche für die Anlage von Tiefgaragen vorhanden ist. Weiter Stellplätze sind in speziellen Palettenparksystemen vorgesehen, die unter den Spielplätzen liegen. Diese Systeme ermöglichen das „Angstfreie“ abstellen des PKW bei etwas längeren Wartezeiten. Stellplätze für Car-Sharing sind an gut erreichbaren Standorten geplant. Für Fahrräder sind Stellplätze nahe den Hauseingängen und diebstahlsicher in den von der Tiefgarage zugänglichen Fahrradkellern vorgesehen.
Eine Bauhöhe von 3 plus Dach ermöglicht eine vielfältige Wohntypologie von Etagen, Maisonetten und Duplexhäusern bei guter Belichtung und Belüftung. Die auf fünf plus Dach erhöhten Kopfbauten bieten zusätzliche Wohnqualitäten mit wunderbaren Aussichten aus das Schwarzwaldpanorama. Das Gebäude mit Einrichtungen für Kinder und Jugendliche hat nur zwei Geschosse. Die beiden Punkthäuser an der Eschholzstraße markieren den Eingang und die Zusammengehörigkeit der beiden Teilflächen. Auch wenn der derzeitige Straßenlärm diesen Standort heute nicht freigibt, sollte diese Option für spätere vielleicht ruhigere Zeiten offen gehalten werden. Die Freiflächen der Bachaue wirkt in die Struktur hinein.
Durch den Einsatz unterschiedlicher Materialien wie großformatigen Platten und kleinformatigem Pflaster werden die Oberflächen der Erschließungswege gegliedert. Die Vorzonen der Häuser sind mit einer Breite von mindestens 6m breit genug für kleine private Vorgärten und andere vielfältige Nutzungen. Die Räume zwischen den Gebäuden sind vor allem für deren Bewohner. Bereiche nahe den Erdgeschosswohnungen sollten diesen als Sondernutzungen zur Verfügung stehen, die in den mittleren Lagen, den Bewohnern der oberen Wohnungen.
Einheitliche Heckenpflanzungen können die Nutzungsschichtung dokumentieren. Im östlichen wie im westlichen Baufeld wird durch das Auflassen eines Baufeldes Platz für Spielplätze und ein Kinder- und Jugendhaus geschaffen. Die Lage am Rand zur Bachaue schließt diese mit ein. Anfallendes Regenwasser wir von den extensive begrünten Flachdächern der Gebäude zurückgehalten bevor es in Sickerflächen versickert.
Diese Flächen liegen in den gemeinsamen Grünflächen zwischen den Häusern. In, mit einer Tiefgarage unterbauten Bereichen, werden durchdringende Aussparungen vorgesehen, die auch die Pflanzung von größeren Gehölzen ermöglichen. Die Entwässerung der geschlossenen Flächen erfolgt über straßenbegleitende Sickermulden. Die Flachdächer bieten eine gute Voraussetzung für die Installation von Sonnen betriebenen Strom- und Wärmeerzeugern.