Humpert & Kösel-Humpert

Freie Architekten und Stadtplaner

Neuer Dorfplatz, Nagold Hochdorf

Der Ortsteil Hochdorf liegt ca. 7km von der Kernstadt entfernt als eigenständiges Dorf umgeben von landwirtschaftlich genutzten Feldern. An einer bisher bebauten Stelle an der Hauptstraße sollte ein neuer Dorfplatz entstehen.
Dieser sollte ein Ort für Feierlichkeiten der Dorfgemeinschaft und den vertretenden Vereinen werden. Er sollte die klassischen Aufenthaltsqualitäten eines Dorfplatzes erfüllen. Treffpunkt, Verweilen, Beobachten, Brunnen, Schatten usw. und eine Bushaltestelle In einem, im Jahr 2015, zuvor veranstalteten Workshop wurde der Raum mit der genauen Lage und Form bestimmt. Der Platz sollte eindeutig als ein neuer, besonderer Ort erkennbarer, attraktiver Stadtraum werden. Er soll eine große, „bespielbare“ Fläche bereithalten. Beschattete Sitzplätze sollen zum Verweilen, Beobachten und als Treffpunkt eingeplant werden. Die bisher vorhandenen Bushaltestellen sind wieder einzuplanen. Vorhandene Hochdorfer Sandsteine wenn möglich verarbeitet werden. Wasser (Brunnen) wäre wünschenswert. Ziel war es hier ein Senioren und Pflegeheim zu etablieren, in dem auch noch eine Arztpraxis mit integriert werden kann. Mit Martha Maria wurde ein geeigneter Investor gefunden, der diese Wünsche erfüllt. Jetzt nach dem die Planungen der zukünftigen Gebäude vorlagen, wurde mit der Platzgestaltung begonnen.

Die städtebaulichen Ziele:
Der neue Platz ist gefasst im Süden und im Westen von den Gebäuden der Martha Maria im Osten von dem Hotel und Restaurant Krone und im Norden von der Bestandsbebauung der Böblinger Straße. Die bauliche neue Aufweitung markiert die neue Mitte, ist Aufenthaltsraum und schafft zusätzlich Raum für gewünschten Aktivitäten der Dorfgemeinschaft. Durch den „Rückversatz“ (Bebauung MM) rutscht das Gebäude der Krone in eine herausragende, den Platz bestimmende Position. Es steht genau, frontal in der Blickachse der von Westen in den Ort einfahrenden Bewohnern und Besuchern. Der neue „Platz“ bespielt diesen neuen Stadtraum durch den Bodenbelag (Teppich) und durch eine Möblierung (Bäume, Brunnen, Baumfeld, Radständer usw.

Die Entwurfsgedanken:
Der Platz soll sich im Raum aufspannen also auch über die Böblinger Straße erstrecken. Das Pflaster und die bunten Farbflächen wurden auch auf der nördlichen Böblinger Straßenseite eingesetzt. Das Gasthaus Krone soll sich zum Platz öffnen und diesen bestenfalls auch mit ihrer Gastronomie versorgen. Daher wurde die Rampenwand mit sich der dahinter (bisher befindlichen Müllhalde) nach oben verlängert und so die Möglichkeit einer Freiterrasse geschaffen. Ein Abgang und die Auflager sind schon gebaut. Die Terrasse selbst fehlt noch.
Über viele Jahre hatten Bürger Natursteine (Hochdorfer Sandstein) von Abbruchgebäuden gesammelt und gelagert.
Die gesammelten Natursteine sollten jetzt endlich hier eine neue Verwendung bekommen. Als prominente Stelle bot sich die „Rampenwand“ an, die zusammen mit einem Brunnen einen hochwertigen Platzabschluss bildet. Die Steine sind wieder in ihrer Ursprungsbestimmung „Mauer“ mit einander verbunden und geben dem Ort durch ihr einmaliges Vorkommen in Hochdorf etwas Einzigartiges zurück.
Eine „Bauminsel“ aus vier Bäumen mit Bänken darunter bildet den Gegenpool zur Brunnenwand. Hier kann man etwas erhoben, geschützt sitzen, das Treiben auf der Straße beobachten oder einen Schwatz z.B. über die bunten Flächen halten. Und wenn die Bäume einmal größer sind gibt es auch ausreichend Schatten und die recht strenge Fassade von MM rückt ein bisschen mehr in den Hintergrund.

Zum Pflaster:
Natursteinpflaster ist grundsätzlich ein hochwertiger Bodenbelag bezüglich Haltbarkeit, Ökologie und Optik. Jeder Stein ist anders, somit entsteht ein lebendiges Farben- und Schattierungsspiel. Ganz anders als bei „monotonen“ Betonpflasterflächen. In unserem Fall haben wir zu den hellen Steinen die die Grundlage bilden noch zur Auflockerung dunkle Steine mit eingemischt wie z.B. angewehte Herbstblätter. Die Steine sind im Sandbett verlegt. Dass ist eine übliche Verlegeart, die auch dazu noch sehr nachhaltig ist. Die Fugen sind beständig und können einfach durch gelegentliches Nachsanden wieder gefüllt werden. Die gesandeten, offenen Fugen sind auch ganz wichtig zur Wasseraufnahme. Überlastung der Entwässerung zu verhindern. Grundsätzlich gilt man sollte versuchen so viel Wasser wie möglich vor Ort zur Versickerung zu bringen. Alle reden von Schwammstadt. Die gesägten Pflastersteine sind entsprechend der Vorgaben der Barrierefreiheit eingebaut.

Die Farben und Formen:
Schaut man aus dem Dorf in die Landschaft findet begegnen einem über das Jahr viele verschiedene Farbtöne. Die bunten Flächen können diese Assoziationen darstellen z.B. das gelb des Raps, rote Ackererde, usw..
Die Form der Farbflächen steht im Kontrast zu der etwas starren, modernen Architektur der Krone und der MM-Gebäude. Sie belegen den Boden mit einem „spielerischen“ Farb- und Formenspiel, das auch über die Böblinger Straße hinüber reicht und diese Platzseite mit integriert. So sind die „Alten“ Anreiner, der Bäcker usw. die wesentlich an einer Belebung des Ortes beitragen auch mit dabei.
Die „frischen“ Farben und Formen setzen dem Standort Seniorenheim ein „junges“ äußeres entgegen.

Adresse:
Auftraggeber:
Projektgruppe:
Bauleitung:
Bilder:

Fläche:
Planungszeit:

Dorfplatz Böblinger Straße 5, 72202 Nagold Hochdorf
Stadt Nagold
Karin Weber, Sarah Wendschlag, Patrick Humpert
Patrick Humpert
Luftbilder 1,2,3 © Walter Saar

ca. 1.500 m²
12/2021 bis 07/2023