Humpert & Kösel-Humpert

Freie Architekten und Stadtplaner

Quartiersumwandlung Winzerstrasse, Sommerach

Wettbewerb:
Ausloberin:
Projektgruppe:

Platzierung:

10/2020
Stadt Sommerach
Patrick Humpert, Antje Fuhrmanski

2. Rundgang

Zum Städtebau:
Vorgeschlagen wird eine Bebauung, die einerseits die ortstypische Dichte der Höfe aufnimmt, andererseits eine abwechslungsreiche Folge unterschiedlich, gut nutzbarer, differenzierte Freiräume schafft. Die teilweise Fortsetzung der Grenzbebauungen stellt ein ortstypisches Merkmal dar und mit einer modernen Hinterhofbebauung wieder aufgenommen. An die vorhandene Grenzbebauung wird so angebaut, dass ein zentraler, gefasster Platz möglich wird. Das ist in erster Linie der Platz der Bewohner. Ein halböffentlicher Platz, Treffpunkt für Alt und Jung mit Spielgelegenheiten für Kleinkinder. Hier kann man sitzen und ratschen. Über diesen Hof erfolgt die Erschließung der kleinen Anlage. Hier sind auch die Fahrradstellplätze und die Mülleinhausungen vorgesehen. Das Bestandsgebäude öffnet sich zukünftig zum Innenhof und findet dort Raum für Außenaktivitäten.

Neue Gebäude:
Die zwei Neubauten sind zweigeschossig und haben ein Satteldach. Die barrierefreie Erschließung der Obergeschosse erfolgt über ein gemeinsames Treppenhaus, einen Aufzug und einen verbindenden Steg. Die Gebäude sind mit je einer Giebelseite als Grenzbebauung an den Bestand angebaut und nehmen so die vorgefundenen Baustrukturen wieder auf. Die Kubaturen sind klare geometrische Formen mit vom Innenraum aus entwickelten Öffnungen für Fenster und Türen. Der Wohnungsmix reicht von 1-Zimmer- bis zu 4-Zimmerwohnungen. Ein Gebäude ist unterkellert und bietet so Platz für die notwendigen Kellerräume, Haustechnik und ggf. einen Waschmaschinen- und Trockenraum. Die Dachgeschosse sind, wenn gewünscht, ausbaubar was jedoch dann den Einsatz von Gauben oder Dachfenstern erfordert. Alle Wohnungen haben Tageslichtbäder und können so auch einfach gelüftet werden. Die Küchen sind so geplant, dass sie wahlweise offen oder auch als geschlossene Räume herzustellen sind. Alle Wohnungen haben ihnen zugeordnete eigene Freiräume bzw. Sitze. So haben die Erdgeschosswohnungen kleine Gartenanteile und die Obergeschosswohnungen Balkone.
Als Bauweise schlagen wir einen monolithischen Wandaufbau aus 42 cm dicken, mit Perlite gefüllten Hochlochziegeln vor. Keller und Geschossdecken aus Stahlbeton Dachstuhl und Decke über 1.OG aus Holz bzw. Holzverbundplatten. Die Fassade ist eine Lochfassade mit feingegliederten Holzfenstern und Schiebeläden aus Holzlamellen für den sommerlichen Wärmeschutz. Diese ermöglichen besonders nachts, eine gute Durchlüftung und Abkühlung bei geschlossenem Laden bei gleichzeitiger Sicherheit. Faschen aus Naturstein rahmen die Fenster ein. Die Wandflächen sind mit einem groben eingefärbten Reibeputz beschichtet. Die Farbwahl sollte aus dem im historischen Ort vorkommenden Farbspektrum gewählt werden. Jedes Gebäude jedoch in einem anderen Farbton. Die Balkone sind als freistehende, selbsttragende, leichte Stahlkonstruktionen angebunden. Als Dachdeckung ist eine Biberschwanzdeckung aus lokalen, historischen Ziegel denkbar.

Bestandsgebäude:
Das Baudenkmal Winzerstraße 10 erhält einen barrierefreien Zugang zur Begegnungsstätte im Erdgeschoss an der, der Hofzufahrt zugewandten Fassade. Der Boden des Erdgeschoss wird im EG-Bereich so angehoben, dass ein durchgängiges Niveau entsteht. Die Gruppenräume sind auf die Räume mit der Stuckdecke und einen weiteren neuen Raum in der „Garage“ verortete. Das ehemalige „Garagentor“ wird mit einem großen verglasten Element geschlossen, das Ein- und Ausblicke zulässt und so eine ungezwungene Kommunikation und Kontaktaufnahme nach außen ermöglicht. Der Küchenbereich ist so angeordnet, dass sie einerseits von den Gruppenräumen gut erreichbar ist, andererseits auch die Vorbereiche im und außerhalb des Gebäudes gut andienen kann. Die Nordfassade wurde so mit Öffnungen versehen, dass eine optimale Einbindung des Hofbereichs für Freiluftaktivitäten gewährleistet ist. Der Kellerabgang soll künftig geöffnet bleiben und hinter einer verglasten Trennwand für die Besucher sichtbar gemacht werden. Der Zugang erfolgt weiterhin über einen gesonderten Eingang von der Ostseite.
Die Wohnungen im Obergeschoss werden über den Hof und die bestehende Treppe erschlossen. Diese ist mit einer Glaswand aus Gründen des Brandschutzes aber auch aus internen, organisatorischen Gründen abgetrennt um eine Überschneidung der Verkehrswege mit dem Begegnungszentrum zu vermeiden. Die Herstellung gut belichteter und belüfteter Wohnungen im 1.Obergeschoss erfordert den Einbau weniger zusätzlicher Fenster. Diese sind straßenseitig den Bestandsfenstern angepasst, hofseitig können sie sich, zum Bestand respektvoll, bewusst als neue Elemente zeigen. Der genaue Ausbau des Dachgeschosses ist zu prüfen. Die Erschließung ist über eine zusätzliche, gewändelte Treppe vom 1. OG erreichbar. Die Belichtung und Belüftung müsste über zu ergänzende Gauben erfolgen. Dazu muss eine enge Abstimmung mit dem Denkmalschutz stattfinden.

Freianlagen:
Die Freianlagen sind in öffentliche, halbprivate und private Bereiche gegliedert. Grundsätzlich sollte die Versiegelung der Flächen so gering wie möglich ausfallen und sich nur auf die Zugänge beschränken. Die privaten Bereiche sind weitgehend Rasenflächen mit eingelegten Terrassenbereichen. Zu den öffentlichen Bereichen sind vor den Häusern Staudenpflanzungen gut vorstellbar. Der den Anwohnern zugeordnete „Quartiersplatz“ hat einen wassergebundenen Belag. Ein großer Baumsolitär wie z.B. eine Linde deren Duft im Frühsommer den Raum erfüllt dient als Schattenspender. Der Hofbereich vor/ hinter dem Bestandsgebäude, der auch für die Anlieferung und die Sonderstellplätze befahren wird, könnte mit Natursteinpflaster aus ortstypischen Kleinsteinen belegt werden. Dabei sind besonders in den Randbereichen Rasenfugen erwünscht. Es wird vorgeschlagen das anfallende Regenwasser in Zisternen als Gießwasser zu sammeln.