Humpert & Kösel-Humpert

Freie Architekten und Stadtplaner

Creation Center BASF, Ludwigshafen

In unmittelbarer Nähe, außerhalb des Werksgeländes der BASF, gegenüber von Tor 2 verortet, steht ein Hochbunker aus dem 2. Weltkrieg. Das Bauwerk ist während des Krieges als funktionaler Bau für den Zivilschutz errichtet worden: ein mehrgeschossiger Bunker auf quadratischem Grundriss mit einer Außenhülle aus ca. 2,5 Meter dicken Betonwänden, einem bis zu 4 m dicken Dach und 5 Geschossebenen im Inneren. Der Bunker steht unter Denkmalschutz. Auf dieses Gebäude wurde das Creation Center als zweigeschossiger kubischer Bau mit einer Kantenlänge von 24/24m, leicht aus der Achse gedreht, aufgesetzt. Die Erschließung erfolgt über Brücken, die von einem frei daneben platzierten Treppen- und Aufzugsturm erschlossen werden. Im Obergeschoss des Bunkers befinden sich die Technikzentrale und der Serverraum untergebracht. Im Inneren der Aufstockung gruppieren sich um ein zweigeschossiges Atrium Büro-, Konferenz- und Arbeitsräume. Eine großzügige Sitztreppe verbindet die beiden Geschosse und ermöglicht Veranstaltungen wie Präsentationen, Foren, Vorträge etc..
In diesem städtischen Raum entstand ein besonderer „Eyecatcher“ mit Leuchtturmfunktion, der das Interesse weckt, und den Betonklotz neu interpretiert und definiert. Die leichte, mehrschichtige und offene Konstruktion steht im Kontrast zum massiven, schweren, geschlossenen und „roh“ belassenen Bunker. Es entsteht dabei ein Dialog, der viele Assoziationen zulässt und Aufmerksamkeit weckt.
Das „Fundament“ ist der Bunker mit seinen 2,5 m dicken Betonwänden und der bis zu 4 m dicken Betondecke. Auf das Dach wurde ein rechteckiger, geschlossener Mauerring aus ca. 2 m hohen Stahlbetonwänden betoniert. Dieser Rahmen bildet das Auflager für den pilzförmigen Stahlgitterrost . Die ca. 2,5 m über dem Bunkerdach schwebende Plattform ist leicht um 10° aus der Achse gedreht und bildet die Basis für die Aufbauten. Über Kopfbolzen verbunden ruht darauf die Stahlbetonskelettkonstruktion des zweigeschossigen Kubus mit einer Kantenlänge 24 x 24 m. Die thermische Hülle besteht im Wandbereich aus einer Stahl-Glas-Fassade, im Dachbreich aus einer Dämmschicht aus Foamglas und aus einer innengedämmten Bodenplatte.
Der für die Erschließung notwendige freistehende Treppen- und Aufzugsturm sowie die Verbindungsbrücken sind in Stahlbeton ausgeführt. Auf thermisch getrennten Konsolen sind umlaufend je Geschoss schmale Balkone angeordnet. Diese bilden die Unterkonstruktion für die Vorhangfassade und dienen der Wartung und Reinigung. Die zweischalige Vorhangfassade aus großflächig, beschichteten Aluminiumpaneelen mit ausgefrästen Lochbildern zieht den Blick des Betrachters auf sich. Die Formfindung der Fassade ist geprägt von den Aktivitäten an diesem Ort und den hier gezeigten Produkten – eine Überlagerung von grafischen Darstellungen, abgeleitet vom Gedanken des Netzwerkes, der Ideenfindung über Synapsen und den von BASF produzierten organischen Grundstoffen. Die Fassade vermittelt die Botschaft: „Besuch mich! Hier geschieht Interessantes.“
Grundsätzlich sollte die Fassade von innen und außen gleich aussehen, d.h. ohne störende Unterkonstruktionen und Befestigungsmittel. Deshalb wurde eine Tragkonstruktion aus oktogonalen U-150mm Rahmen entwickelt. Diese sind beidseitig mit achteckigen 5 mm dicken, gelochten Aluminiumtafeln beplankt, ebenso die rautenförmigen Passstücke. Unter Berücksichtigung der üblichen Walzbreiten und der Fassadenaufteilung wurden Abmessungen von 1,88 -2,84 m gewählt. Die Wahl dieser Konstruktion ermöglichte es, ein weitgehend homogenes, durchgängiges Lochbild zu erzeugen. Die sich leicht abzeichnende kristallförmige Geometrie der Achtecke stellt bewusst eine zweite Ordnung dar. Als Beplankung wurden für die großen achteckigen Tafeln wie für die rautenförmigen Passstücke vier verschiedene Lochbilder vorgegeben. Durch Spiegeln und Drehen konnten daraus 60 verschiedene Sandwichpaneele hergestellt werden. Die einschalige, abgehängte Untersicht ist eine Verschmelzung der überlagerten Lochbilder.
Besonderes Augenmerk galt auch den Ecksituationen. Hier wurden auf Grundlage der für die Fläche entwickelten Elemente gebogene Passstücke entworfen.
Das Dach ist begehbar und bietet einen weiten Rundblick über Ludwigshafen, die Pfälzer Berge bis tief in das Werksgelände der BASF mit den imposanten, riesigen Produktionsanlagen. Das Creation Center der BASF ist ein Ort, der Raum für Inspirationen und Innovationen zulässt. Hier können Kunden die Materialwelt der BASF Performance Materials entdecken und verstehen, interaktive digitale Tools nutzen und in Workshops zur Ideenfindung und Materialberatung teilnehmen, um gemeinsam mit BASF-Experten neue Produkte und Lösungen für die Zukunft entwickeln. Sie erhalten zudem Zugang zu Trendberichten, Materialpräsentationen und Designveranstaltungen. Gemeinsam mit Experten der BASF können sie nahtlos vom Design über die computergestützte Simulation bis hin zur Prototypenentwicklung arbeiten.

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Karl-Müller-Straße 3, 67063 Ludwigshafen am Rhein
BASF Ludwigshafen vertreten durch die BASF Wohnen und Bauen
BASF Wohnen und Bauen, Ludwigshafen
Antje Fuhrmanski, Sabine Beyer, Lars Standop, Simon Waschto,
Patrick Humpert, Nicolaus Humpert, Priska Kösel-Humpert
MESO Digital Interiors GmbH mit Just/ Burgeff, Frankfurt am Main
Rainer Hilka, plusarchitekten, Frankfurt
IB Ketterer, Speyer
Bild 16, 18, 19 © BASF SE

900 m²/ 2.400 m³
01/2018 bis 12/2019
1. Rang