Humpert & Kösel-Humpert

Freie Architekten und Stadtplaner

Wohngebiet „Zähringer Höhe“, Freiburg

Wettbewerb:
Ausloberin:
Projektgruppe:

Platzierung:

11/2017
Stadt Freiburg i. Brg.
Patrick Humpert, Antje Fuhrmanski, Simon Waschto

nix

STANDORTBEWERTUNG:
Eingebettet in die wunderschöne Landschaft liegt das Plangebiet als offenes Feld an dem derzeitigen Siedlungsrand aus einer über die Jahre gewachsenen heterogenen Baustruktur. Das Plangebiet, derzeit genutzt als Streuobstwiesen, Schrebergärten und landwirtschaftlich bewirtschaftete Agrarflächen, erfordert einen sehr sensiblen Umgang mit dem Ort. Zu der hervorragenden Lage des Baulandes kommt die besondere Qualität des Panoramas des Südschwarzwalds im Norden und des Kaiserstuhls im Westen.

LEITIDEE:
Unsere Planung soll sowohl die Erstellung von attraktiven Wohnraum ermöglichen, als auch die bestehende Siedlungsstruktur (Randlage) respektieren.
Das ergänzte Baufeld soll einen eindeutigen Siedlungsabschluss herstellen. Mit einem identitätsstiftenden Plan, der interessante Straßenräume, Plätze und Ausblicke vorsieht. Es soll sich mit dem Umland verzahnen und jedem Bewohner bestmöglichen Ausblick ins Grüne und die Landschaft gewährleisten. Der motorisierte Verkehr soll die Wohn- und Aufenthaltsqualitäten möglichst wenig beeinträchtigen, Rad und Fußverkehr soll gefahren- und barrierefrei geführt werden. Die Hanglage soll außerdem baulich kultiviert werden.

BEBAUUNG/ GEBÄUDETYPEN:
Das nach Westen abfallende Planungsgebiet wird mit Terrassen, durch welche die öffentlichen und halböffentlichen Räume klar definiert werden, gegliedert. Die einzelnen Terrassen, mit bis zu 1,50m – 2,0 m hohen Natursteinmauern versehen, sind das ortsbildprägende Grundgerüst und bilden die gemeinsamen Basen für die je nach Bedarf variierenden Geschosswohnungsbauten und deren Garagen. Hier können Wohnungen im Erdgeschoss mit kleinen privaten Gärten aber auch attraktive Etagen- und Penthousewohnungen angeboten werden. Zu den Rändern hin nimmt die Bebauungsdichte ab. Dort wird die städtebauliche Struktur aus Reihen-, Doppel-, und Einzelhäusern fortgeführt, wobei die Mischung der Gebäudetypen, der Nachfrage entsprechend, flexibel gestaltet werden kann. Einfamilienhäuser stellen ein Angebot insbesondere an die privaten Grundstückseigentümer dar, die sich eine Weitergabe innerhalb der eigenen Familie wünschen.
Die variable Bebauung der Cluster lässt, ohne die städtebauliche Grundstruktur zu zerstören, eine Anpassung an die tatsächliche Nachfrage zu. Die Mischung verschiedener Gebäudetypen ermöglicht verschiedene Wohnformen die unterschiedlichen Bedürfnissen entsprechen können. Das betrifft sowohl die verschiedenen Lebensentwürfe als auch die finanziellen Möglichkeiten.
Es werden, zur besseren Retention, einem besseren Kleinklima und für eine freie Ausrichtbarkeit von Energiekollektoren, flache Dächer vorgeschlagen.
Die Kita liegt am Übergang zwischen dem alten und neuen Wohngebiet, kann so sowohl die Bedürfnisse der neuen als auch alten Bewohner gleich bedienen und ein Ort für „Grenzübergreifender“ Begegnung sein. Ihr Freibereich grenzt an das Biotop an, wodurch alter Baumbestand erhalten bleiben konnte. Der für PKW gesperrte vorgelagerte Platz dient dem gefahrenfreien Bringen und Abholen der Kinder und ist Ort einer lockeren Begegnung und der Nachbarschaftspflege.

ERSCHLIESSUNG:
Die Haupterschließung mit dem PKW erfolgt von Norden über den Höheweg. Eine zweite Erschließung erfolgt über den Burgackerweg. Die innere flächeneffiziente Erschließung ist so angeordnet, dass Durchgangsverkehre und ein schnelles Passieren verhindert werden. Im Inneren soll dem langsamen Verkehr Vorrang eingeräumt werden. Neben der Haupterschließung sind alle Straßen als Wohnstraßen ausgebildet. Die Fahrbahnen und Wege in diesen „shared spaces“ haben durch den einheitlichen Belag eine homogene Fläche, die nur über Pflasterrinnen in Fußgänger- und Parkierungszonen gegliedert ist. Die östlichen Einfamilienhäuser werden ausschließlich seitens der Vorderen Poche erschlossen und bilden städtebaulich einen Zusammenhang mit der bestehenden Bebauung. Von dieser Straße aus werden die Parkplätze in den Tiefgaragen der Geschosswohnungsbauten erschlossen. Die Terrassen bieten eine gute Möglichkeit die Tiefgaragen unter den Baufeldern mit nur kleinen Rampen zu erschließen. Die öffentliche Parkierung findet im Straßenraum auf Seiten der Baumstandorte statt.
Die Wohnstraßen verknüpfen dann als Wege das Wohngebiet mit dem Grünraum. Alle Quartiere sind gut untereinander und mit dem Umland vernetzt. Sie sind an das überregionale Fuß- und Radwegenetz angeschlossen und binden auch an das bestehende landwirtschaftliche Wegesystem im Norden und Osten mit der offenen Landschaft bzw. den Walden an.
Die Planung sieht vor, dass die Erschließung parallel zum Burgackerweg hergestellt wird und die Evangelische Jugendhilfe hierdurch einen angemessenen attraktiven Vorplatz und Eingangsbereich erhält. Erst nach Fertigstellung der neuen Erschließung wird der Burgackerweg in Teilbereichen aufgegeben und bebaut.

FREIFLÄCHEN:
Sowohl der Bereich des Biotops, als auch der Bereich um den Hohlweg Leimgrubengasse werden als Grünzüge weiterentwickelt. Sie sind die freiräumlichen Elemente zwischen Bestand- und Neubebauung und bilden den Raum für die rad- und fußläufige Erschließung über welche auch die „Ureinwohner“ durch grüne Wege in die offene Landschaft gelangen. Sie binden so die Naherholungspotentiale für die neuen und alten Bewohner gut ein und laden zu Spaziergängen mit einem schönen Panorama auf den Kaiserstuhl und in das Wildtal oder zur Zähringer Burg im Osten ein.
Spielplätze:
Der zentrale Spielplatz liegt für alle gut erreichbar neben dem Kindergarten zwischen Alt- und Neusiedlung. Hier kann Baumbestand erhalten bleiben. Kleinkindspielplätze finden sich in den Innenhöfen der Mehrfamilienhaus-Clustern, als auch für alle zugänglich verteilt auf den verschiedenen Freiflächen.
Die Biotopfläche bleibt unangetastet. Im Osten wird diese von der Geländeterrasse, mit einer ca. 2,5 bis 3m hohen Stützwand mit Trockenmauern verkleidet, begrenzt. Sie dient als ideale Ergänzung des Lebensraums für Eidechsen, Insekten und Vögel.
Ausgleichsflächen:
Die erforderliche Ausgleichsfläche im Norden wird naturnah ausgebildet. Der Charakter der ursprünglichen Streuobst-Nutzung wird aufgegriffen und zu einem kleinen Landschaftsgarten aufgebaut. Wir sehen dies als ökologisches Entwicklungs- und Lernfeld, welches unter Partizipation von neunen und alten Anwohnern unterhalten werden kann. Kindergarten- und Schulkinder können beispielsweise in Arbeitsgemeinschaften der Natur näher kommen. Es sollen sich Wiesen, Bienenweiden für heimische Imker, Grabeländer, erwerbsgärtnerische Nutzungen und Blumenfelder mit Trockenmauern abwechseln. Offenbodenbereiche, aufgeräumte und vorübergehend nicht genutzte Bereiche werden sich zu einem vielfältigen Mosaik entwickeln, das sowohl ästhetische Reize bietet als auch Naturerleben ermöglicht. Über einen wassergebundenen Spazierweg kann diese Landschaft erlebt werden. Das Angebot der öffentlichen Freiflächen ermöglicht ungezwungene Begegnungen der Bewohner und Bildung von Nachbarschaften.
Wind und Lärmschutz:
Die offene Baustruktur begünstigt den nächtlichen Kaltluftabfluss und trägt zu der Frischluftversorgung sowohl des Neubaugebiets als auch Zähringens bei. Die Ausgleichsfläche wird, um dem Luftabfluss nicht im Wege zu stehen, nur mit wenigen Bäumen versehen. Die bewusst gewählte offene Struktur benötigt einen Lärmschutz, welcher direkt an der Lärmquelle abgehandelt wird. Hier soll die geplante Verlängerung der Lärmschutzwand, aktive Maßnahmen an der Bahntrasse und passive Schutzmaßnahmen an den Gebäuden vorgesehen werden.